Eine empfindsame Reise im Automobil


Der deutsche Erfolgsautor Otto Julius Bierbaum machte sich 1902 mit seiner italienischen Frau Gemma und einem Chauffeur auf den Weg von Berlin nach Italien und wieder zurück (u.a. über den tückischen Gotthardpass) in einem der ersten Automobile der Firma Adler (Frankfurt am Main).

Die Reise gestaltete sich so abenteuerlich, dass er ein Jahr später seine die Reise begleitenden Zeitungsberichte für das Verlagshaus Scherl überarbeitete und in Buchform herausbrachte – damals eine kleine Sensation, denn Automobile waren noch etwas völlig Neues und für den Normalsterblichen kaum erschwinglich.

Vergnügliche Ansichten über die durchquerten Länder (Tschechei, Österreich, Italien, Schweiz), ihre Bewohner und das Reisen an sich bilden das Kernstück in Bierbaums fabulierfreudigem Bericht – aber auch die en detail berichteten Tücken mit der neuen Technik, die den Leser von Heute Staunen und Lachen zugleich machen.

Bierbaum zeigt sich in seiner Reisebeschreibung als Genussmensch, zwischen monarchischem Feudalismus und sozialliberalen Überlegungen spielerisch changierend, selbstironisch und snobistisch, die Kunst und den Lebensgenuß über alles stellend. Ein Abenteurer, der sich für die Neuerungen seiner Zeit interessierte und für sie einsetzte – und selbst als leichtgewichtige Modeerscheinung nach seinem frühen Tod 1910 von der Literaturwelt abgetan wurde. Zu unrecht, wie das amüsierte Publikum schon bei Jo van Nelsens Grammophonlesung aus Bierbaums Varietéroman „Die Schlangendame“ feststellen konnte.

Jo van Nelsen hat nun die schönsten Stellen aus Bierbaums legendärem Reisebuch zu einer Tour de Force zusammengefasst, die er auch diesmal wieder mit zeitgenössischen Postkarten und Bierbaums Fotos der Reise, sowie Musik der Jahrhundertwende direkt vom Grammophon präsentieren wird.

Über den Autor:
Otto Julius Bierbaum wurde 1865 in Grünberg (Schlesien) geboren und wuchs in Dresden und Leipzig auf. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Philosophie schrieb er ab 1887 Feuilletons und Rezensionen. Er wurde Redakteur und später Herausgeber der Zeitschriften „Die freie Bühne/Neue Deutsche Rundschau“, „Pan“ und „Die Insel“. Lebenszentren waren München und Dresden. Sein literarisches Schaffen war äußerst variantenreich: In seiner kurzen Lebenszeit entstanden über  30 Romane und Anthologien, Gedichte, Opernlibretti, Dramen, Ballette, Reisebeschreibungen, Märchen und Aufsätze. Er gilt als bedeutender Förderer der Buchillustration und des deutschen Jugendstils und als Initiator des deutschen Kabaretts.

Mit seinem 1903 erschienenen Reisebuch „Eine empfindsame Reise im Automobil“ veröffentlichte er das erste Autoreisebuch der deutschen Literatur. Bei der erwähnten Fahrt überquerte Bierbaum als erster den Gotthardpass mit einem Auto. Er verstarb nach langer Krankheit 1910 in Dresden und ist in München beigesetzt.

Kurzpressetext:

Erfolgsautor Bierbaum machte sich 1902 in einem der ersten Automobile der Frankfurter Adler-Werke auf eine abenteuerliche Reise: Von Berlin über Tschechien, Österreich nach Süditalien und zurück über den Gotthard-Pass nach Deutschland. Jo van Nelsen lässt in Bild, Text und Ton diese Reise wieder auferstehen – ein spannendes Vergnügen nicht nur für Oldtimer-Fans!

 

Für VeranstalterInnen: Diese Lesung kann auch in einer auf 60 Minuten gekürzten Fassung gespielt werden.

Mit den Grammophon-Lesungen präsentiert Jo van Nelsen ein ganz neues Format auf deutschen Bühnen. Längst vergessene Texte und Sujets werden dem Vergessen entrissen; der Soundtrack dazu kommt direkt vom Grammophon – originaler geht’s nicht!

Was Weihnachten 1979 mit einem braunen Koffergrammophon und 5 Schellackplatten begann, ist im Laufe der Jahre zu einer beachtlichen Sammlung angewachsen. Damit diese Schätze nicht im Privaten verborgen bleiben, sondern einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden, entwickelte Jo diese neue Reihe.
Ob markige Märsche des Ersten Weltkrieges, säuselnde Salonmusik oder schmalzige Weihnachtsmelodramen – dem Knistern der Schellackplatten und dem ungewohnten Klang eines Grammophons kann sich kein Zuhörer entziehen: „Es ist, als ob die Zeit im Trichter stecken geblieben wäre, und man hineingesogen würde. Faszinierend!“ (Gästebucheintrag einer Besucherin der „Ginster“-Lesung, Frankfurt, 2013).

Wie schon in seinen Lesungen der letzten Jahre erweist sich Jo auch hier wieder als perfekter Interpret, der Texte mühelos lebendig werden lässt. Die Bandbreite reicht von propagandistischen Weihnachtsgedichten (in „Lametta, Gans und Siegerkranz“) über Meilensteine der Neuen Sachlichkeit („Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, „Kleiner Mann, was nun?“, „Ginster“) bis zum satirischen Varieté-Roman („Die Schlangendame“, 1896). Weitere Lesungen sind in Planung.

Die Verschränkung von Text und Musik, nebeneinander und übereinander, meist ergänzt durch zeitgenössische Bilder und Illustrationen, präsentiert sich als multimediales Ereignis fern jedes trockenen Geschichtsunterrichts oder einseitiger Nostalgieverklärung. Im Mittelpunkt der Grammophon-Lesungen steht der Spaß am Entdecken des Vergangenen, das staunende Kopfschütteln über Kurioses, das Gruseln über Gewesenes.

hr2-kultur sendet in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler alle Grammophonlesungen, von denen einige auch auf CD veröffentlicht sind:
„Lametta, Gans und Siegerkranz“ – Ein skurriler deutscher Weihnachtsabend
„Die Schlangendame“ – Ein satirischer Roman aus dem Jahre 1896 von Otto Julius Bierbaum zum Wiederentdecken, Staunen und Schmunzeln

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Eine empfindsame Reise im Automobil – Die nächsten Live-Termine:

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